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Die Inamori-Stiftung gibt bekannt: Die Gewinner der Kyoto-Preise 2003

Mit den Auszeichnungen werden Personen für ihre Verdienste um Wissenschaft, Kultur und Geistesbildung geehrt

20. Juni 2003

Die Inamori-Stiftung (President: Kazuo Inamori) freut sich, die Gewinner der Kyoto-Preise 2003 bekannt zu geben. Die international anerkannten Auszeichnungen werden an Personen verliehen, die sich in besonderem Maße um Wissenschaft, Kultur und Geistesbildung verdient gemacht haben.

In der Kategorie "Hochtechnologie" - ausgewählt aus dem Bereich Materialwissenschaften - geht der Kyoto-Preis 2003 an den amerikanischen Harvard-Professor George McClelland Whitesides (63), dem durch die Anwendung der Selbstorganisation von organischen Molekülen ein wichtiger Durchbruch bei der Herstellung von Nano-Funktionswerkstoffen gelungen ist. In der Kategorie "Grundlagenforschung" - ausgewählt aus den Bereichen Erdwissenschaften und Astrophysik, geht der Preis an den Amerikaner Eugene Newman Parker (76). Der emeritierte Professor der Universität von Chicago hat die Grundlagen für einen neuen Blickwinkel in der Astrophysik gelegt, indem er entscheidend zum Verständnis des Phänomens des Sonnenwinds und der Magnetohydrodynamik beigetragen hat. In der Kategorie "Kunst und Philosophie" - ausgewählt aus den Bereichen Theater und Kino - geht der Preis an den Japaner Tamao Yoshida (84). Der Meister des Bunraku-Puppenspiels, der den Höhepunkt in der Welt des Bunraku-Puppentheaters, einer der klassischen Bühnenkünste Japans, verkörpert, hat einen wichtigen Beitrag zum heutigen Status des Bunraku-Theaters als der weltweit ausgereiftesten Form des Puppentheaters geleistet. Die Zeremonie anläßlich der Verleihung der Kyoto-Preise findet am 10. November 2003 in der Kyoto International Conference Hall statt. Jeder Gewinner erhält eine Urkunde, eine Medaille aus 20-karätigem Gold und ein Preisgeld. Das Preisgeld beträgt 50 Mio. Yen pro Kategorie.
Die Errungenschaften der Gewinner im Detail:

(1) Kategorie "Hochtechnologie" (Ausgewählte Bereiche: Materialwissenschaften und Werkstofftechnik)

George McClelland Whitesides (USA, 63 Jahre)
Professor George McClelland Whitesides
Professor George McClelland Whitesides (USA, 63 Jahre)
Chemiker
Professor, Harvard-Universität

"Entwicklung einer Technik der molekularen Selbstorganisation und ihre Anwendung auf Nanomaterialien"

Die Forschungsaktivitäten von Professor Whitesides erstrecken sich über ein breites Spektrum von der fundamentalen Chemie bis hin zu verwandten Anwendungen und Technologien. Seine Errungenschaften sind wichtige Innovationen bei der Herstellung von Nano-Funktionswerkstoffen. Durch umfassende Untersuchungen einer Vielzahl von chemischen Verbindungen und physikochemische Charakterisierung der Selbstorganisation von organischen Molekülen leistete er einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung neuer Gebiete im Bereich der Materialwissenschaften. Bei seinen Forschungen fand Professor Whitesides unter anderem heraus, dass Alkanthiole auf Gold- und Silbersubstraten absorbieren. Aus dieser Erkenntnis entwickelte er dann die Technik zur Herstellung von selbst organisierten Monolagen (SAM - self-assembled monolayers). Diese ultradünnen Lagen organischer Moleküle nehmen einen unverzichtbaren Platz unter den Materialien ein, die derzeit in der organischen Nanotechnologie eingesetzt werden. Außerdem entwickelte Professor Whitesides die SAM-Technologie weiter, um ein Mikrokontakt-Druckverfahren vorzuschlagen, bei dem organische Substanzen zum Einsatz kommen, sodass ein komplexes Patterning auf Mikronskala ermöglicht wird. Bei dieser so genannten "weichen Lithographie" kann auf die kostenintensiven Geräte und Hochtechnologien verzichtet werden, die bei der herkömmlichen IC-Herstellung mithilfe der Photolithographie benötigt werden. Zudem kann dieses Verfahren für das Patterning organischer Moleküle und Biomoleküle genutzt werden, die eine Vielzahl von Eigenschaften aufweisen. Somit könnte auch über eine Art Molekulardruck nachgedacht werden, wodurch sich wiederum Möglichkeiten für unzählige Anwendungen eröffnen.

(2) Kategorie "Grundlagenforschung" (Ausgewählte Bereiche: Erd- und Planetenwissenschaften, Astronomie und Astrophysik)

Professor Eugene Newman Parker
Professor Eugene Newman Parker
Professor Eugene Newman Parker (USA, 76 Jahre)
Physiker
Emeritierter Professor der Universität von Chicago

"Erklärung des Sonnenwinds und der magnetohydrodynamischen Phänomene"
Im Jahr 1958 machte Professor Parker eine theoretische Vorhersage über den von der Sonnenkorona abgestrahlten Überschall-Plasmafluss (geladene Teilchen) und bezeichnete dies als "Sonnenwind". Mehrere Jahre später wurde die Existenz des Sonnenwinds durch direkte Beobachtungen von künstlichen Satelliten nachgewiesen, wodurch es möglich war, die Mechanismen von Magnetstürmen, Polarlichtern und anderen solarterrestrischen Phänomenen zu erklären. Nachdem nachgewiesen worden war, dass der Raum zwischen Sonne und Erde nicht wie bislang angenommen luftleer war, löste die Theorie von Professor Parker radikale Veränderungen in der Wahrnehmung des äußeren Weltraums aus. Seine Errungenschaften gehen jedoch weit über seine Vorhersage der Existenz des Sonnenwinds hinaus. Er wendete die kosmische Magnetohydrodynamik auf die Entwicklung der 'Dynamotheorie' und die nach ihm benannte 'Parker-Instabilität' an. Diese haben dazu beigetragen, dass zahlreiche Phänomene, wie Fixsterne, die interstellare Materie und die Galaxie, erklärt werden konnten, was zu völlig neuen Erkenntnissen im Bereich der Weltraumphysik führte. Die Ergebnisse seiner jahrelangen Forschungen hat er in seinem Buch "Cosmical Magnetic Fields – Their Origin and Activity" (1979) beschrieben, das als Bibel der kosmischen Magnetohydrodynamik gilt und aus dem bis heute in wissenschaftlichen Aufsätzen zitiert wird. Als Autor von mehr als 300 wissenschaftlichen Arbeiten hat Professor Parker buchstäblich die Führung auf dem Gebiet der Weltraumwissenschaft übernommen.

(3) Kategorie "Kunst und Philosophie" (Ausgewählte Bereiche: Theater, Kino)

Tamao Yoshida
Tamao Yoshida
Tamao Yoshida (Japan, 84 Jahre)
Bunraku-Puppenspieler

"Der führende Meister des Bunraku-Puppenspiels, einer bedeutenden klassischen Aufführungskunst Japans"
Tamao Yoshida ist einer der besten Puppenspieler in der klassischen japanischen Aufführungskunst des Bunraku-Puppentheaters. Im Alter von mittlerweile 84 Jahren setzt er sein Puppenspiel ohne jegliche Anzeichen von Schwäche fort. Dabei gelingt es ihm, seine Kunst immer wieder zu verfeinern und zu verbessern. Anstatt sich dem Geschmack der Masse zu unterwerfen, geht er unbeirrbar seinen Weg und konzentriert sich auf den Ausdruck von Menschlichkeit wie er im jôruri, dem erzählenden Begleitgesang, beschrieben wird. Seine subtile Aufführungstechnik, seine hohe Sensibilität und seine umfassende Kenntnis der Geschichten haben dazu beigetragen, dass das Bunraku-Puppenspiel dank vieler Aufführungen im Ausland beim internationalen Publikum als eine Kunst anerkannt wird, die die Großartigkeit der Menschlichkeit stärker ausdrückt als jede andere Form des Puppentheaters. Unter den zahlreichen von ihm gespielten Rollen war es die Rolle des Tokubei in Sonezaki Shinjû (Freitod aus Liebe in Sonezaki), die die Tiefe seines Talents verdeutlichte. Seit der ersten Nachkriegsaufführung im Jahr 1955 brachte ihm diese Rolle, die er im Jahr 2002 zum 1.111. Mal aufführte, immer wieder Beifall und Bewunderung. In Anerkennung seiner Verdienste um die Kunst des Bunraku-Puppenspiels wurde Tamao 1997 als "Lebendes nationales Kulturgut" geehrt. Er ist ein erstklassiger Bühnenkünstler, der entscheidend dazu beigetragen hat, dass sich Bunraku zur weltweit ausgereiftesten Form des Puppenspiels entwickelt hat.

Die Inamori-Stiftung:

Die Inamori-Stiftung wurde 1984 von Kazuo Inamori, dem Gründer und ehemaligen Vorsitzenden der Kyocera Corporation, gegründet. Die Kyoto-Preise wurden 1985 ins Leben gerufen getreu dem Glauben von Dr. Inamori, dass es die höchste Berufung des Menschen sei, nach dem Wohl der Menschheit und der gesamten Welt zu streben, und dass die Zukunft der Menschheit nur dann gesichert werden könne, wenn sich unsere wissenschaftlichen Entwicklungen und unsere psychologische Reife im Gleichgewicht befinden. Charakteristisch für die Kyoto-Preise ist, dass sie an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen werden, die nicht nur herausragende Errungenschaften erreicht haben, sondern auch aufgrund ihrer außergewöhnlichen persönlichen Eigenschaften einen wichtigen Beitrag für die Menschheit geleistet haben. Die Gewinner werden im Rahmen eines strengen, aber gerechten Auswahlprozesses von einer großen Anzahl von Kandidaten aus aller Welt ausgewählt. Jeder Gewinner erhält eine Urkunde, eine Medaille aus 20-karätigem Gold und ein Preisgeld in Höhe von 50 Mio. Yen (bei mehreren Gewinnern in einer Kategorie wird das Preisgeld unter den Gewinnern aufgeteilt). Bislang wurde der Preis an 59 Einzelpersonen (darunter 7 Japaner) und eine Gruppe verliehen. In diesem Jahr findet die Verleihung der Kyoto-Preise bereits zum 19. Mal statt.